Montag, 21. Januar 2008

Geschichte Online – Beschreibung und Entwurf eines tertiären Lernobjekts

Geschichte Online ist aufgrund seiner geschlossenen didaktischen Struktur, die einen bestimmten Weg des Lernens festgelegt, ein primäres Lernobjekt, das durch seinen modularen Aufbau, seine umfangreichen Orientierungshilfen und integrierten Übungsbeispiele mit entsprechendem Feedback, unmittelbar ein selbstgesteuertes Lernen ermöglicht. Sein Ziel ist es, die grundlegenden Fertigkeiten und Arbeitstechniken, die für Studium, Erforschung und Lehre von Geschichte erforderlich sind, zu vermitteln.

Es besteht aus folgenden vier Modulen:

- Das Modul „Wissenschaftliches Arbeiten“ will folgende Fähigkeiten vermitteln: Definition des wissenschaftlichen Arbeitsfeldes; Entwicklung von Fragestellungen und Hypothesen; wissenschaftliche Texte lesen, dokumentieren und über sie schreiben; Zitate und Anmerkungen korrekt verwenden; inhaltliche und formale Gestaltung von schriftlichen Arbeiten und Präsentationen. Dadurch soll der/die Lernende die Kriterien und Merkmale wissenschaftlichen Arbeitens systematisch kennen und anwenden lernen.

- Das Modul „Literatur- und Informationsrecherche“ setzt sich zum Ziel, den Umgang mit Bibliotheken, Bibliothekskatalogen, bibliographischen Datenbanken und weiteren digitalen Ressourcen, sowie die Nutzung der unterschiedlichsten Informationsquellen zu vermitteln.

- Durch das Modul „Geschichtsdidaktik“ soll in die Themenfelder der Lehramtsausbildung eingeführt, und eine Unterstützung bei der Planung von Unterrichtseinheiten und beim Einsatz von Medien gegeben werden.

- Mithilfe des Moduls „Hypertextcreator“ soll die Verwendung des gleichnamigen Redaktions- und Datenbanksystems erlernt, und dadurch ohne Programmierkenntnisse die nötige Kompetenz für die Produktion und medienadäquate Aufbereitung von Inhalten für das Internet erworben werden.


Entwurf eines tertiären Lernobjekts zum Thema „Geschichtswissenschaftliches Arbeiten“, das sich auf das Modul „Wissenschaftliches Arbeiten“ im Lernobjekt Geschichte Online, seinen Aufbau und die darin angeführten Literaturangaben und Links stützt:

Aufgabenstellung zu „Themenfindung, Fragestellung, Thesenbildung“:
Wählen Sie ein Thema aus dem Themenbereich „Medien und Kommunikation“ in historicum.net aus und entwickeln sie dazu selbständig eine bestimmte Fragestellung, beschreiben Sie kurz ihr besonderes Interesse daran und skizzieren Sie eine grobe Vorgangsweise für die Ermittlung des diesbezüglichen Forschungsstandes.

Aufgabenstellung zu „Literatur- und Informationsrecherche“:
Recherchieren Sie zu obiger Fragestellung über das Fachportal Clio-Online und führen Sie aus dem Ergebnis die drei Literaturangaben an, die Ihnen am wichtigsten erscheinen. Versuchen Sie außerdem, drei Quellen wenn möglich unterschiedlicher Art dazu zu finden. (Angaben zu den Quellenarten finden Sie in einer Aufstellung des Tutoriums FB Geschichte der Universität Konstanz.) Dokumentieren Sie kurz ihre Recherchestrategie.

Aufgabenstellung zu „Über wissenschaftliche Texte schreiben“:
Lesen Sie den Artikel „Wie schreibt man Rezensionen?“ und vergleichen bzw. beurteilen Sie die drei in sehepunkte 7 (2007), Nr. 6 erschienen Besprechungen der biographischen Studie: Walter Mühlhausen, Friedrich Ebert 1871-1925. Reichspräsident der Weimarer Republik, Bonn: J.H.W. Dietz Nachf. 2006, indem sie sich auf den Artikel beziehen.
Alternativ dazu kann auch eine Beurteilung der jeweils letzten beiden Rezensionen in geschichte.transnational oder in h-soz-kult abgegeben werden.

Aufgabenstellung zu „Lesen und Dokumentieren“:
Lesen Sie das Kapitel 2. „Exzerpieren: schreibend lesen“ des Tutoriums FB Geschichte der Universität Konstanz einschließlich der Unterkapitel 2.1. und 2.2. und verfassen Sie auf dieser Grundlage ein Exzerpt über einen selbst gewählten Artikel aus einer der Ausgaben der Online-Zeitschrift zeitenblicke.
Beschreiben Sie Funktion und Einsatzmöglichkeiten des Datenbanksystems LitLink.

Aufgabenstellung zu „Zitat, Zitierregeln, Anmerkungen“:
Lesen Sie zum Thema „Was ist ein Plagiat?“ die Kapitel 1 und 4 des Artikels „Fremde Federn Finden“ und fassen Sie sie zusammen. Lesen Sie den Aufsatz „Blogs“ in Kapitel 6 und versuchen Sie die am Ende gestellte Frage, ob es sich hier um ein Plagiat handelt, richtig zu beantworten.
Geben Sie die korrekten Internet-Zitate für die unter dem Punkt „Über wissenschaftliche Texte schreiben“ behandelten Rezensionen an, gemäß den bei mediensprache.net angeführten Zitierregeln.

Aufgabenstellung zu „Schriftliche Arbeiten“:
Lesen Sie den „Leitfaden für Seminararbeiten“ und fassen Sie ihn zusammen.

Aufgabenstellung zu „Mündliche Präsentation“:
Lesen Sie den Text „Die Verbesserung der mündlichen Präsentation von Referaten: Ein Ausbildungsziel und zugleich ein Beitrag zur Qualität der Lehre“ und fassen Sie ihn zusammen.

Samstag, 5. Januar 2008

Bloggen – Ausschnitt aus dem 8. Kapitel „Schreiben für das WWW“ von Martin Gasteiner (Zusammenfassung und kritische Anmerkung)

Warum wird Bloggen in wissenschaftlichen Zusammenhängen im Gegensatz zu politischen so wenig genutzt? – Bietet es doch offenbar eine gute Möglichkeit zur Einübung in die Schreib- und Publiziertätigkeit und vermittelt durch unterschiedliche individuell-kollektive Kombinationen daneben noch Internet- und Vernetzungskompetenzen; außerdem unterstützt es ähnlich einem individuell geführten Journal – obwohl das Lesepublikum einen wesentlichen Unterschied ausmacht – aufgrund der regelmäßigen Einträge die Strukturierung informeller Lernprozesse unabhängig von institutionellen Vorgaben.

Der Einsatz des Computers erfordert hier – aber auch in anderen Zusammenhängen – eine neue Art des Schreibens, die Produktion einer Kurzform mit Andockmöglichkeiten, die die Generierung und Diskussion neuer Bedeutungen ermöglicht, eine Form, die hier zum Massenphänomen wird; allerdings entsteht dabei erst durch die Vernetzung mit der Außenwelt über das Web ein neues Medium, wie es etwa in Weblogs in Erscheinung tritt. Die Absenkung der technischen Zugangsbarrieren macht es möglich, mit geringem Aufwand eine eigene Webumgebung zu gestalten, eine Kombination aus persönlicher Homepage und Diskussionsforum auf Basis regelmäßiger Aktualisierung, deren rückwärtschronologisch angeordnete Einträge eine einheitliche Struktur und eine jeweils eigene Adresse (URL) aufweisen, über die ein Andocken an die Blogsphäre, d.h. eine Bezugnahme und eine Verknüpfung mit anderen Blogs, aber auch eine Einbindung in übergeordnete Strukturen mit entsprechenden Suchmöglichkeiten erfolgen kann.
Für das Betreiben eines Blogs ist es vorerst notwendig, durch Lesen, Kommentieren und Nachahmen anderer Blogs einen eigenen Stil zu finden, der sich von dem eines Journals trotz mancher Parallelen doch grundsätzlich unterscheiden muss. So kann zwar auch hier ein bestimmter Inhalt als Vorbereitung für eine Diskussion oder Prüfung nochmals schreibend durchdacht werden, im Zentrum steht aber die Teilhabe anderer, soll doch ein bestimmtes Lesepublikum angesprochen und gewonnen werden. Dazu können Formulierungen in Frageform und kollegiale Kommentare hilfreich sein, schließlich ist auch die Entstehung eines Teamprojekts möglich. Außerdem werden vielfach erschwerte Sozialkontakte während des Studiums hier örtlich und zeitlich erleichtert.
Ein Weblog kann die unterschiedlichsten Aufgaben erfüllen. Er kann dazu dienen, als Plattform nach Erkundungstouren durchs Web die entsprechenden Links zu speichern, und so als Gedächtnisstütze und Archiv einen ortsunabhängigen Zugriff auf bestimmte Ressourcen ermöglichen; weiters kann hier ein persönliches Online-Lernjournal entstehen, das die Bewusstwerdung von Standpunkt, Zielen, Werdegang und universitärer Sozialisation fördert und dabei hilft, wissenschaftliche Fragestellungen aus der Gegenwart heraus zu entwickeln und so auch eine Grundlage zur Benennung der eigenen Interessensgebiete, nicht zuletzt im Hinblick auf Diplomarbeit und Dissertation zu gewinnen. Durch Notizen über unterschiedlichste Gedanken, Veranstaltungen, Erfahrungen und selbst gestellte Aufgaben kann ein Weblog außerdem in vielfältiger Weise als Begleiter und persönliches Archiv genutzt werden.
Im Vergleich zum Journal sind die Anforderungen hier allerdings ganz andere. Ausgehend von der Reflexion darüber, ob und in welcher Form ein bestimmter Gedanke überhaupt veröffentlicht werden soll, bietet sich hier die Chance, ihn der Diskussion und Kritik durch andere auszusetzen, ihn zu testen, und so den wissenschaftlichen Diskurs zu erproben. Dieses Schreibexperiment, bei dem einzelne Einträge auch durch Passwort geschützt werden können, erfordert jedenfalls die permanente Überlegung, welche Form verwendet und was überhaupt beabsichtigt wird. Besondere Anforderungen – etwa hinsichtlich Autorschaft und Einübung von Gruppenarbeit – sind mit der Nutzung als Gemeinschaftsplattform verbunden, beispielsweise als Kollaborationsumgebung bei der Erarbeitung eines gemeinsamen Webprojekts, bei dem die Organisationskommunikation ausschlaggebend sein kann.

Der entscheidende Punkt ist letztlich die Angemessenheit der Einträge, ist die „Ethik des Bloggens“. Sie betrifft nicht nur Zitierkriterien, Fragen geistigen Eigentums und die transparente Korrektur von Fehlinformationen, sondern erfordert auch die kritische Reflexion darüber, bei welcher persönlichen Information Selbstbeschränkung angesagt ist und auf welche vertrauliche Information überhaupt verzichtet werden sollte. (Technisch gibt es die beiden Möglichkeiten, einen Weblog entweder relativ einfach und kostenlos bei einem „Host“ einzurichten, oder einen opensorce-Weblog auf einem eigenen Serverplatz zu installieren, was vor allem eine differenzierte Nutzerverwaltung ermöglicht. Vereinfachungen bei der Veröffentlichung bietet außerdem Desktop-Publishing-Software.)

Auch wenn der Autor sehr anschaulich darstellt, worum es beim Bloggen geht, so lässt er doch die eingangs gestellte Frage offen und verharmlost sie so zur rhetorischen. Anstatt ernsthaft nach einer Antwort zu suchen, wird ausführlich der vielfältige Nutzen des Bloggens gepriesen und nur dahingehend problematisiert, dass dabei bloß einige Besonderheiten beachtet werden müssten. Das hinterlässt unweigerlich den Eindruck, dass dem gewünschten breiteren Einsatz des neuen Mediums einzig und allein die Ignoranz einiger rückständiger Geister im Wege steht*) – ein gängiges Argumentationsschema von „Insidern“, mit dem allerdings die grundlegende Problematik aus dem Blickfeld verschwindet.
Warum also so wenig Akzeptanz im wissenschaftlichen Kontext? Der Faktor Zeit scheint mir hier entscheidend. Wer sich eines bestimmten Mediums bedient, der verbindet damit – mehr oder weniger bewusst – immer eine spezifische Vorstellung von angemessener Zeit, sowohl was Produktion als auch was Rezeption der Inhalte betrifft. Wer die Seite eines Buches aufschlägt, hat hinsichtlich beider Aspekte eine andere Vorstellung als beim Anklicken eines Weblog-Eintrags. Der Zeiteinsatz, den Leser/in und Schreiber/in vom jeweiligen Gegenüber erwarten, aber auch den sie selbst bereit sind, aufzuwenden, scheint bei letzterem äußerst knapp bemessen, ein flüchtiges Hinwerfen oder Überfliegen scheint adäquat und die „kurze Form“ nicht zuletzt dadurch bedingt. Aber nicht nur das offensichtliche Einverständnis zwischen Leser/in und Schreiber/in hinsichtlich angemessener Zeit trägt zur Flüchtigkeit des Mediums bei, auch die völlige Offenheit gegenüber potentiellen Leser/inne/n scheint einen spezifischen Schutzmechanismus auszulösen. Wäre es auf den ersten Blick naheliegend, dem durch besonders ausgefeilte Formulierungen zu begegnen, ist der Zeitlogik des Mediums entsprechend zumeist das Gegenteil der Fall, so als sollte durch besonders „flapsige“ Ausdrucksweise absichtlich der Eindruck erzeugt werden, dass hier unter großem Zeitdruck Einträge fabriziert werden, für die man sich vorweg entschuldigt, die also nicht ganz so ernst zu nehmen sind – eine simple Verlegenheitsgeste, durch die man sich leicht aus der Affäre ziehen kann. Eventuelle Flüchtigkeits- und Schreibfehler wirken dabei geradezu entlastend und dienen als Beweis dafür, dass der Satz leider vor Veröffentlichung nicht mehr durchgelesen werden konnte, was ausgesprochen sympathisch wirkt. Ausgefeilte Formulierungen klingen dagegen antiquiert, langweilig, anachronistisch, ja schlimmer noch: sie sind humorlos und uncool. So scheint dem Medium eine doppelte Eskalation der Oberflächlichkeit inhärent zu sein, die sich einerseits zwischen Leser/in und Schreiber/in in ihrem Zeitverständnis, anderseits zwischen dieser Zeitlogik und einem spezifischen Bedürfnis nach Selbstschutz entfaltet.
Diesem Bedürfnis steht aber die Notwendigkeit gegenüber, genügend Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, damit potentielle Leser/innen an meinem Blog hängen bleiben, sich darin verheddern, und ihnen etwas von ihrem knappen Zeitbudget abgesaugt werden kann. Nun ist mit jeder wissenschaftlichen Veröffentlichung implizit ein gewisses Maß an Selbstdarstellung verbunden, durch den Druck der medialen Form scheint sie aber hier in den Vordergrund gedrängt und dominierend zu werden, und den/die Schreiber/in dazu zu nötigen, sich in einer Mischung aus Exhibitionismus und Verschleierung interessant und schillernd zu geben, eine Aura des Geheimnisvollen zu erzeugen, in der die Äußerungen zumeist verschlüsselt, ironisch oder poetisch daherkommen. Der Anspruch von Wissenschaft, komplexe Sachverhalte möglichst einfach und verständlich darzustellen, zugleich aber den Dingen präzise und umfassend auf den Grund zu gehen – was auch ein gewisses Maß an Zeit und Platz erfordert – scheint damit genauso in Widerspruch zu stehen wie ihre Vorgangsweise, die eigene Selbstdarstellung im Interesse der behandelten Sache weitgehend zurückzunehmen – auch wenn die eigene gesellschaftlich-historische Situierung für die Kulturwissenschaft immer Ausgangspunkt sein muss.
Wenn dieses Bild bewusst überzeichnet ist und ihm so mancher Blog zu widersprechen scheint, so wäre es doch zu kurz gegriffen, einzelnen Akteuren die „Schuld“ an solchen „Fehlentwicklungen“ geben und nicht eine Logik des Mediums selbst und seiner Zeit- und Aufmerksamkeitsstruktur darin sehen zu wollen. Dass sich professionelle Selbstdarsteller in den Vordergrund drängen und wichtig machen, während andere Stimmen in der Minderheit bleiben und übertönt werden, erscheint aus diesem Blickwinkel weniger als Kinderkrankheit eines neuen Mediums denn als Symptom einer den Gesetzen eines medialen Marktes gehorchenden Blogsphäre, in der ein harter Wettbewerb um die knappe Zeit der Rezipienten stattfindet. Der mehrfach gebrachte Vergleich mit einem persönlich geführten Journal ist daher problematisch und irreführend, die Parallelen können nur scheinbare sein, ist doch die Grundkonstellation eine fundamental andere.
Ist das Medium damit für einen wissenschaftlichen Dialog ungeeignet? Auch wenn dem medialen Sog oftmals bewusst durch Betonung wissenschaftlicher Kriterien gegengesteuert wird – ob allerdings eine einfache „Ethik des Bloggens“ ohne Analyse der medialen Dynamik ausreicht, muss bezweifelt werden –, so ist doch zumindest bei öffentlich zugänglichen Einträgen immer ein Kompromiss notwendig: bis zu einem gewissen Grad muss die mediale Logik akzeptiert und auf Nutzergewohnheiten Rücksicht genommen werden. Das kommt auch in der Verwendung der „kurzen Form“ zum Ausdruck, die daher anders als dargestellt mehr Not als Tugend ist. Die daraus resultierenden Begrenzungen wären aber bewusst zu machen. Manche Blogs glauben einen gangbaren Kompromiss darin zu finden, dass sie sich im Bewusstsein des begrenzten Interesses seitens der Leser/innen für die eigenen Überlegungen auf die Vermittlung nützlicher Informationen beschränken, dem eilig Durchreisenden als Wegweiser dienen und ihm eine Absprungbasis für die nächste Station bieten. Bei einem sinnvollen Vergleich mit dem Journal scheint so der Einsatz des Weblogs dem wissenschaftlichen Anspruch am ehesten dort zu entsprechen, wo er sich am weitesten vom Journal entfernt. Für die meisten der im Text angeführten Aufgaben dagegen bietet ausschließlich ein persönlich geführtes Journal eine geeignete, ideale Entfaltungsmöglichkeit; soll daraus aber eventuell doch ein Blog entwickelt werden, kann das nur durch laufende Reflexion auf die mögliche Rezeption erfolgen, was einer wachsenden Entfernung vom Journal gleichkommt. Werden in dieser Weise die dem Medium inhärenten Begrenzungen offensiv berücksichtigt, so scheint mir eine Nutzung auch im wissenschaftlichen Kontext in beschränktem Maß durchaus möglich.

*) Dass man sich über deren Unbeholfenheit und Ahnungslosigkeit außerdem trefflich lustig machen kann, zeigt dieser köstliche Blog-Eintrag unserer eTutorin Marion Romberg.

Dienstag, 4. Dezember 2007

Kapitel 5 – „Die hohe Kunst des E-Learning: Das Bauen hypertextueller Gebilde“ (Zusammenfassung)

Die japanische Erzählung von Muskat, die ihrem Sohn Zimt die gleiche Geschichte in immer wieder neuen Variationen erzählen muss, macht deutlich, wie diese Geschichte dadurch immer mehr an Tiefe, Weite und Raum gewinnt und sich dabei auch ihre persönliche Beziehung entwickelt. Daraus wird einerseits ersichtlich, dass das direkte Gespräch gerade in seiner Bedeutung für die Geschichtswissenschaft in seiner Begünstigung von kollektiver Intelligenz, Nachvollziehbarkeit, individueller Unterschiedlichkeit und Interdisziplinarität durch kein anderes Medium ersetzt werden kann und anstelle von Substitution vielmehr ein sinnvolles Zusammenspiel unterschiedlicher Medien unter Nutzung der spezifischen Vorteile gefordert erscheint.
Auf der anderen Seite kann hier eine Analogie zum spezifischen Potential von Hypertext gesehen werden, wo das schnelle Herstellen von tatsächlichen Bezügen in einem nachvollziehbaren und begehbaren Verweisungsgefüge das Hervorbringen eigener Kohärenzen und unerwarteter Entdeckungen durch produktives Verzetteln ermöglicht, in einem offenen Prozess, in dem sich Hypertext als Fragen- und Problemgenerierungsmaschine versteht und in Richtung Interdisziplinarität drängt. Dementsprechend wird hier Wissenschaft und Forschung als eine permanente Baustelle aufgefasst und ein Modus der Wissenserzeugung propagiert, der im Gegensatz zum hierarchisch, disziplinär und auf allgemeingültige Erklärung ausgerichteten traditionellen Konzept auf Kollektivität, Transdiziplinarität, zeitliche Begrenzung und raschen Wechsel setzt, wodurch dem direkten Gespräch sogar noch größere Bedeutung als bisher zukommt.

Angesichts dieses Versprechens stellt sich die Frage, warum die Möglichkeiten von Hypertext in der Geschichtswissenschaft bisher so wenig genutzt werden. Ein wesentlicher Grund dafür liegt in einer auf das Buch ausgerichteten Wissenschaftskultur, in der die Arbeit mit Hypertext wenig Ansehen genießt und keine Anreize für kollektive Formen von Kreativität und Intelligenz bestehen, was gemeinsam mit der raschen technologischen Entwicklung bisher einen adäquaten Einsatz verhindert. Dementsprechend beschränkt er sich oftmals auf rasche Informationsbeschaffung ohne ansprechendes und sinnvoll integriertes Design, und das in der Hauptsache für organisatorische Zwecke und weniger für Diskussion und Reflexion von Inhalten, wohingegen Hypertext in der Historiographie wenig Akzeptanz findet, sowohl als Form geschichtswissenschaftlicher Erzählung als auch beim Zitieren. Dabei spielt trotz oft auch mangelhafter Werkzeuge vor allem das fehlende Wissen über sie eine wichtige Rolle.
Wesentlich ist hier aber auch die Komplexität der Aufgabe, der sich die AutorInnen vor allem beim gemeinschaftlichen Aufbau eines Hypertextes gegenübersehen, wobei Kohärenz als zentrale Herausforderung erscheint, sowohl als Basis für ein „Verstehen“, als auch innerhalb des Teams selbst. Der Gefahr eines Zerfalls der Gruppe, dessen Folge ein Zerfransen der Erzählstränge und eine erschwerte Kohärenzbildung beim Leser bis hin zum weitgehenden Kohärenzverlust sein kann, muss daher permanent im Sinne des gemeinsamen Zieles begegnet werden, wobei nicht Konformität sondern im Gegenteil Mündigkeit des Einzelnen Voraussetzung für die notwendige Teamfähigkeit ist. Auf der Ebene der zu erarbeitenden Texte erweisen sich einerseits die zweckmäßige Fragmentierung im Sinne prägnanter, kohäsiv geschlossener Einheiten, die aufgrund von Kontextoffenheit eine Integration gewährleisten sollen, andererseits die für die Gesamtstruktur entscheidende sinnvolle Vernetzung durch das Setzen von Links, die eine Bedeutungserweiterung für die Einzeltexte bedeuten und neue Pfade ermöglichen, als die wesentlichen Momente. Die mühsame und komplexe Aufgabe beinhaltet solcherart auch ein immenses didaktisches Potential zur Entfaltung individueller Kreativität, Teamarbeit und narrativer Kompetenz.

Als Übertragung des Modells einer sich unendlich fortspinnenden Geschichte in Form eines Hypertextes auf die universitäre Lehre, die hier als Netz argumentativer, theoriegeleiteter Erzählungen aufgefasst wird, wird das Beispiel einer Lehrveranstaltung angeführt, in der sich um einen zentralen Text, der als inhaltlicher Rahmen dient, in räumlich und zeitlich unbegrenzter Erweiterung ein Netzwerk peripherer Texte entwickelt, aus dem heraus sich Teile verselbständigen und das ständig in Bewegung bleibt. Solche kollektiven Schreib- und Vernetzungsprojekte, die bereits vielfältig im Web vorhanden und vermehrt auch in der universitären Lehre zu finden sind, benötigen zu ihrer Einrichtung ein Content Management System (CMS) als technische Grundlage, wobei die AutorInnen hier beispielhaft den von ihnen entwickelten „Hypertextcreator“ (HTC), der bereits in verschiedenen Lehrveranstaltungstypen eingesetzt wurde, näher beschreiben. Dabei erweist sich die Kohärenzproblematik als zentrale Aufgabe, der durch Verwendung kontextsensitiver und typisierter Links begegnet wird, wo neben der Integration zentraler Inhalte in Kontexten die Zuordnung der Inhalte über selbstdefinierte Attribute im Mittelpunkt steht. Eine kreative Kohärenzbildung bei den Lesenden setzt hier eine entsprechende Kohärenzplanung auf Seiten der AutorInnen voraus, eine intellektuelle Arbeit, die HTC diesen nicht abnehmen, sondern nur strukturieren will, eine Arbeit, die vor allem im Finden der richtigen Attribute, die eine sinnvolle Anzahl von Zuordnungen gewährleisten sollen, aber auch im Erstellen der Verknüpfungen selbst, besteht. Die Einbindung individueller Texte ist dabei bereits beim Schreiben mitzudenken, ja als Teil des Schreibens selbst zu betrachten, der die Qualität des Textes erhöht.
Der HTC, der den Schwerpunkt auf die kooperative Vernetzung von Inhalten und AkteurInnen legt, ist so konzipiert, dass er den Handlungsspielraum nicht beschneidet, sondern den kreativen Aufbau eines Hypertextes unterstützt. Das Beispiel einer universitären Kooperation anhand eines Gemäldes, das aufgrund disziplinär unterschiedlicher Problematiken zur gegenseitigen Bereicherung beiträgt, bestätigt dabei ein leicht einsetzbares CMS als ideale Teamsoftware. Kooperative Schreibprozesse sind so gerade im Bereich der Geschichtswissenschaft mit wesentlichen didaktischen Vorteilen verbunden, die von der Förderung strukturierter Zusammenarbeit, gemeinsamer Begriffsbildung und der Fähigkeit zu Fragmentierung, Kontextualisierung und Kohärenzplanung im Team, über die gemeinsame Einsicht in den geschichtswissenschaftlichen Konstruktionsprozess mittels Kategorienbildung und Schwerpunktsetzung, bis zur bewussten Auseinandersetzung mit dem Schreiben, seiner Ausrichtung auf Zusammenhänge und der Förderung von Multimedialität und Medienkompetenz im Umgang mit CMS und Hypertext reichen. Der HTC kann hier als Katalysator allgemeiner Kompetenzerweiterung gesehen werden, die sich wie die intensive Auseinandersetzung mit dem Medium auch im Ergebnis niederschlägt, einer Website mit offenen Enden, das nicht als fertiges Projekt, sondern als Startschuss zu ihrer Weiterentwicklung zu verstehen ist. Im gemeinsamen Weiterschreiben und –denken von Geschichte(n), trifft sich nicht nur der diskursive und prozessuale Charakter von Geschichtswissenschaft mit der adäquaten Nutzung von Organisationsmodellen im Web, hier wird auch so mancher (gemeinsame) Glücksmoment möglich.

Sonntag, 2. Dezember 2007

Beschreibung und Beurteilung von "pastperfect"

Das Lernprojekt pastperfect stellt den ambitionierten Versuch dar, „die Geschichte Europas zwischen 1492 und 1558“ auf einer medial neuen Grundlage zu vermitteln, vor allem durch Einsatz von Hypertext, der auf einer Datenbank von über 700 Texten von mehr als 60 AutorInnen aufbaut. Dadurch soll Interesse und Begeisterung für die geschichtlichen Vorgänge und Zusammenhänge geweckt und gefördert und neuartige Zugangsweisen erschlossen werden, die im Bereich traditioneller Medien in dieser Weise nicht möglich sind; zugleich soll aber auch das Potential des neuen Mediums ausgelotet werden. Das Projekt liegt in zwei Versionen vor, einer eher nüchtern gehaltenen Textversion und einer graphisch ansprechenderen Flashversion, die die Möglichkeiten des Mediums erst zur Geltung bringt.

In der Textversion, die im weiteren nur zum Vergleich herangezogen werden soll, scheinen die vier Zugangsweisen schlicht unter den Rubriken „Ereignisse“, „Kontexte“, „Rezeption“ und „Reflexionen“ auf, worunter dann die jeweiligen Ereignisse und Themen in chronologischer bzw. thematischer Anordnung angezeigt werden. Bei Aufruf eines dieser Inhalte erscheint dazu ein kurzer Text, neben dem verschiedene damit zusammenhängende Themenbereiche und Personen, sowie Jahreszahl und Ort als zugeordnete Verzweigungsmöglichkeiten auftauchen. Unter jedem dieser Punkte wird – eventuell nach einer kurzen biographischen oder inhaltlichen Notiz – wiederum eine Reihe von Ereignissen und Themen aufgelistet, mit einer zusätzlichen Angabe versehen, die eine Zuordnung zu einer der vier Rubriken erlaubt. Durch Aufruf eines dieser Inhalte und Wiederholung des beschriebenen Vorgehens kann nach Lust und Laune ein individueller Weg durch die angebotenen Inhalte gewählt, und damit ein mehr oder weniger sinnvoller Zusammenhang herstellt werden. Wie aus dieser nüchternen Beschreibung bereits ersichtlich, wird in dieser Version zwar der Aufbau des Systems relativ schnell transparent, das hoffentlich vorhandene Vergnügen an der historischen Entdeckungsreise erfährt allerdings seitens des Mediums keine weitere Unterstützung.
Umgekehrt verhält es sich bei der Flashversion. Obwohl von der Funktionalität her keine großen Unterschiede bestehen, ist die Systematik des Programms hier schwerer zu durchschauen, vor allem aber ist das Erscheinungsbild ein ganz anderes. Wenn wir vorerst auf der Ebene „Ereignisse“ bleiben, über die der Einstieg erfolgt, so taucht hier ein bestimmtes Ereignis sofort in seiner spezifischen Verortung in Zeit, Raum und Sachgebiet auf, und zwar in graphisch ansprechender Weise kenntlich gemacht durch bestimmte Symbole: ein Zeitrad in Form einer Windrose mit der jeweiligen Jahreszahl, eine Landkarte Europas mit dem hervorgehobenen Ort des Ereignisses und den Orten der anderen Ereignisse dieses Jahres – über das Anklicken eines Schiffes vor Gibraltar können auch die Ereignisse in anderen Erdteilen durch Einblenden einer Weltkarte sichtbar gemacht werden – und eine 18-teilige Themenleiste, auf der die durch das Ereignis angesprochenen Sachbereiche hervortreten. Das Ereignis selbst, das so auf einen Blick in drei verschiedene Dimensionen eingeordnet werden kann, wird durch einen prägnanten Kurztext beschrieben, genauere Informationen über im Text vorkommende Personen und Fachbegriffe können rasch unter „Kurzbiographien“ und „Glossar“ abgerufen werden, außerdem eine Bildquelle, falls vorhanden, über „Bild“.
Ausgestattet mit solch elementaren Steuerungsinstrumenten kann nun diese vorerst bloß statische Koordinatenbestimmung auch zum Ausgangspunkt dafür genommen werden, auf die denkbar einfachste Weise „in See zu stechen“, nämlich einen Weg durch die Ereignisse entlang chronologischer Kriterien zu suchen, also gleichsam „an der Küste entlang zu segeln“: entweder wird einmal geschaut, was in diesem Jahr noch so alles passiert ist, indem Ereignisse desselben Jahres durch Anklicken eines bestimmten Ortes aufgerufen werden, oder es werden über die neben einem angesprochenen Sachgebiet auftauchenden Pfeile die zeitlich vorangegangenen oder nachfolgenden Ereignisse dieses Sachgebiets abgefragt, oder es wird die Jahreszahl erhöht oder herabgesetzt und damit die Ereignisse des folgenden bzw. vorangegangenen Jahres aufgerufen. Diese einfachen und nahe liegenden Möglichkeiten des Navigierens auf der Ereignisebene scheinen aber nur sinnvoll beim Versuch der zeitlichen Einordnung, des zeitlichen Vergleichs mit anderen Ereignissen, sei dies nun durch räumliche Erforschung des Gleichzeitigen, durch Untersuchung der Sequenz im jeweiligen Sachgebiet, oder einfach durch Einordnung in die Ereignisfolge des gesamten behandelten Zeitabschnitts. (Eine entsprechende räumliche Funktion, die durch Anklicken eines Ortes alle diesem Ort zugeordneten Ereignisse chronologisch auflisten würde, ist seltsamerweise nur in der Textversion möglich, in der Flashversion führt der als Suchbegriff eingegebene Ortsname nur ausnahmsweise zu gleichen Ergebnissen.)
Ein Dahinsegeln entlang der zeitlich-örtlich-sachlichen Einordnung kann zwar überraschende Parallelen oder Sequenzen aufspüren, bleibt aber zumeist auf der Oberfläche äußerlicher Beziehung und kann außerdem die Ebene der reinen Ereignisgeschichte nicht verlassen. Jeder anspruchsvollere Weg, der die durch den Einsatz von Hypertext gebotenen Möglichkeiten des Projekts nutzen will, muss daher über die im linken oberen Teil der Seite aufscheinenden thematischen Querverbindungen führen. Dort wird der weitere Weg durch die Inhalte über bestimmte übergeordnete Begriffe oder Begriffspaare, aber auch über bestimmte Personen vorgezeichnet, die jeweils einmal unter den Kategorien „Ereignisse“, „Kontexte“ und „Rezeption“, also insgesamt dreimal aufscheinen, allerdings nur, soweit zugeordnete Inhalte vorhanden sind. Ein bestimmter Begriff etc. führt dabei jeweils zu unterschiedlichen Inhalten: in der Kategorie „Ereignisse“ sind es die entsprechenden Ereignisse in chronologischer Reihenfolge, in den „Kontexten“ sind es historische Hintergrundinformationen, die jeweils einem von 28 übergeordneten Themen zugeordnet sind – 18 davon kennen wir bereits aus der bei jedem Ereignis auftauchenden Themenleiste –, und unter „Rezeption“ findet man schließlich Informationen zur Rezeptionsgeschichte im Rahmen von 7 Themenbereichen. Damit sind auch die drei möglichen geschichtlichen Zugänge angegeben. (Ein vierter Zugang erscheint unter „Reflexionen“, der aber zu keinen geschichtlichen Inhalten führt, sondern Betrachtungen auf einer Metaebene enthält, und zwar sowohl zum Projekt selbst als auch zum Verhältnis von Kulturwissenschaft und Web im Allgemeinen; auf diese Weise soll ausgehend vom konkreten Projekt und seiner kritischen Hinterfragung ein Beitrag zur Erarbeitung von Grundlagen zum Einsatz der Neuen Medien in den Kulturwissenschaften geleistet, öffentlich gemacht und in einem breiteren Zusammenhang diskutiert werden.)
Je nachdem nun zwischen den unterschiedlichen Zugängen hin und her gewechselt wird, können prinzipiell unterschiedliche Wege beschritten werden. Will man etwa – um von unserem Beispiel auszugehen – nach der Beschäftigung mit einem Ereignis seinen geschichtlichen Hintergrund unter einem bestimmten Aspekt kennenlernen, so genügt es, das interessierende Thema unter „Kontexte“ anzuklicken, um auf diese Ebene abzutauchen, die sich auch graphisch von der durch Landkarte und Zeitrad symbolisierten Ereignisebene unterscheidet: Hier wird ein strahlenförmiges Netzwerk aus 28 übergeordneten Themen sichtbar, wobei das angesteuerte Thema mit seinen Unterthemen hervorgehoben wird. Eine alternative Art, sich durch die angebotenen Inhalte zu bewegen, kann nun darin bestehen, auf der Ebene der Kontexte zu bleiben und hier über die angezeigten verwandten Themen oder direkt über die graphische Oberfläche zu anderen Kontexten zu wechseln, und so Zusammenhängen auf einer allgemeineren Ebene nachzuspüren. Dabei ist ein jederzeitiges Auftauchen auf die Ereignisebene möglich, um die erforschten Zusammenhänge an konkreten Ereignissen festzumachen.
Von beiden Ebenen kann aber auch auf eine dahinterliegende dritte Ebene der „Rezeption“ gewechselt werden, um zu erkunden, in welcher Weise Ereignis oder Kontext zu einem späteren Zeitpunkt rezipiert wurden. Wird ein Thema aus dieser Kategorie ausgewählt, so erscheint erneut eine andere graphische Oberfläche, die das ausgewählte Thema auf einem perspektivischen Zeitstrahl zeigt, der die jeweilige Thematik darstellt. Auf diesem Zeitstrahl kann nun – wiederum alternativ zu den links oben angezeigten Themen – auch direkt durch Auswahl bestimmter Jahre die Rezeptionsgeschichte dieser Thematik erforscht, oder aber zu einem anderen Zeitstrahl und damit zu einer anderen der sieben Thematiken gewechselt werden. In den meisten Fällen wird es sinnvoll sein, zu einem bestimmten Ereignis oder Kontext die entsprechende Rezeption in einer späteren Zeit zu erkunden, denkbar ist aber auch der umgekehrte Weg, der von einer bestimmten Rezeption ausgeht und dahinterstehende geschichtliche Ereignisse und Zusammenhänge durchleuchtet. Die Entscheidung, die Rezeptionsgeschichte als eigenständigen Zugang zu installieren, soll dabei wohl den falschen Eindruck einer gegebenen Faktizität vermeiden, der durch die prägnante Darstellung von Ereignissen und Kontexten leicht entstehen könnte, und in perspektivischer Ausweitung des Zeithorizonts in Richtung Gegenwart verdeutlichen, dass historische „Fakten“ immer nur in bestimmten, sich verändernden Interpretationszusammenhängen und Diskursen vorkommen.

Trotz des Eindrucks sehr sorgfältig erarbeiteter Texte entspricht pastperfect nur in eingeschränktem Maß wissenschaftlichen Maßstäben. So fehlen bei den kurz gehaltenen Texten generell Quellenangaben, was aber hier auch wenig Sinn machen würde, sind sie doch im Hinblick auf kompakte Information und die Herstellung von Querverbindungen konzipiert. Auch fehlen bei den einzelnen Themen bibliographische Angaben, nur bei den Essays der „Reflexionen“ und bei den übergeordneten 28 Themen der „Kontexte“ findet der geduldige User bis auf je eine Ausnahme eine Bibliographie, zum Teil über die graphische Oberfläche, zum Teil in einem Kästchen am oberen Bildrand versteckt. Außerdem besteht keine Zitiermöglichkeit.
Didaktisch setzt pastperfect primär auf die selbständige Erforschung von Zusammenhängen durch die Lernenden, auf das Auffinden und Begehen eigener neuer Wege, und auf die Herstellung neuartiger Kohärenzen. Die Fragmentierung der Inhalte, eine durchdachte Verlinkung und die Integration unterschiedlicher Medien (leider hat der Ton bei mir nicht funktioniert!) sollen ein solches Verhalten der Lernenden möglichst unterstützen, durch die Nutzung der spezifischen medialen Möglichkeiten wird die Lust am Entdecken und eigenständiges Denken gefördert. Neben der Förderung von interaktivem Lernen soll durch den Zugang über unterschiedliche Ebenen und die Vielfältigkeit der Verbindungen auch das Bewusstsein von Geschichte als einem vielschichtigen und immer wieder neu zu (re-)konstruierenden Prozess entwickelt werden, der nichts mit dem Erlernen vorgegebener allgemeingültiger Inhalte zu tun hat.


Mein persönliches Fazit

Zuerst eine kurze Bemerkung zur graphischen Oberfläche der Flashversion: Die Einsicht, dass jede Form von Lektüre auch ein sinnliches Erlebnis ist, wurde hier geschickt umgesetzt, die farbliche und graphische Gestaltung lädt fast unwiderstehlich zu einer gleichsam sinnlich erfahrbaren Reise über einen „Ozean des Wissens“ ein – sie macht wirklich Lust darauf, „in See zu stechen“. Auch die Differenzierung der Zugänge durch entsprechend konkrete oder abstrakte Bildgestaltung scheint mir hervorragend gelungen. Der Vergleich mit der Textversion macht deutlich, dass man diesen Aspekt nicht unterschätzen sollte.
Nun braucht nur mehr „Wind aufzukommen“ (hoffentlich kommt er auf!) und schon kann man sich, angespornt durch eigene Intuition und Assoziation über die Oberfläche der Ereignisse treiben lassen, zu verborgenen Kontexten hinuntertauchen und am Horizont Rezeptionen späterer Zeiten anpeilen. Insofern scheint das Kalkül der GestalterInnen aufzugehen, und so habe ich mich auch gleich produktiv in die Geschichte der Malinche verzettelt, habe ausgehend von Ereignissen um die Eroberung des Aztekenreichs ihre Rolle bei den dabei auftretenden sprachlichen Kommunikationsproblemen und Missverständnissen erforscht und bin ihrem zwischen Idealisierung und Verteufelung schwankenden Bild durch die Jahrhunderte bis hin zu den künstlerischen Darstellungen des 20. Jahrhunderts und zur Ideologie der raza cósmica eines Vasconcelos gefolgt...

Doch dieses Bild des spontanen „Hinaussegelns“ im Sinne der GestalterInnen ist doch etwas zu einfach: ihm muss nicht nur ein inhaltlich eher sinnloses, küstennahes „Herumprobieren“ vorausgehen, um überhaupt einmal die Instrumente kennenzulernen – was selbstverständlich und nicht weiter problematisch ist –, ihm steht aber außerdem der Wunsch entgegen, auch inhaltlich einen groben Gesamtüberblick zu bekommen und ähnlich wie bei einem Buch mittels Durchblättern, Lesen des Inhaltsverzeichnisses und des Klappentextes Inhalt, Umfang und Aufbau grob abschätzen zu können. Ist dieses Bedürfnis nach Überblick – anstatt sich auf ein grundsätzliches Verständnis der Funktionsweise des Systems zu beschränken – an dieser Stelle überhaupt legitim, oder ist es bloß aus einem völlig anders strukturierten Medium übernommen? Ist es bloß ein hinderlicher, zu überwindender Anachronismus? Wird nicht gerade dadurch das wesentlich Neue, der Zusatznutzen des neuen Mediums versäumt, bringt man sich nicht dadurch selber um das Erlebnis des Entdeckens? Wie steht es demgegenüber aber um die Gefahr eines sinnlosen „Herumfahrens“?
Nun macht es einem die Flashversion trotz übersichtlicher Anordnung der Links nicht gerade leicht, inhaltlich einen gewissen Überblick zu bekommen und der gewiefte User wird bald die transparentere Textversion heranziehen, um den Erfindern in die Karten zu schauen. Auch hat es manchmal den Anschein, als würde hier mit Absicht eine gewisse Unübersichtlichkeit „aus ideologischen Gründen“ forciert. Dazu zwei Beispiele: Die auf der Ebene „Ereignisse“ auftauchende 18-teilige Themenleiste enthält die gleichen Themen, die auch unter „Kontexte“ vorkommen, nur werden sie dort um zehn weitere Themen erweitert und mit ihnen durcheinander gemischt. Durch die vermiedene Eins-zu-eins-Abbildung, durch die Ergänzung der elementaren Themenbereiche durch weitere, spezifischere Themen – man kann sich auch noch eine dritte Erweiterung hinzudenken: die der noch nicht gefundenen Themen – wird ein „Schein des Unendlichen“ erzeugt, der Anschein einer Erweiterbarkeit ins Unendliche. Im Hinblick auf die prinzipielle Offenheit des Systems, die tatsächlich mögliche Erweiterung des Themenkreises scheint mir diese Konstruktion auch stimmig, nur: warum wird sie nicht transparent gemacht? Was dagegen etwas ärgert, ist das Fehlen einer „Zurück“-Funktion – im Unterschied zur Textversion –, wodurch ein Rückweg mühsam über „Verlauf“ erfolgen muss. Damit werden formal gewisse Wege unterbunden, kurze Seitenwege, Abstecher, ein Zurückkommen auf etwas, das man glaubt gesehen zu haben und jetzt näher untersuchen will, ein Rückgriff auf etwas, das im Licht einer neuen Information reflektiert werden will. Wurde das bloß übersehen, oder steckt dahinter Absicht? Sollen etwa durch Abschneiden des Rückweges herkömmliche Suchgewohnheiten unterlaufen, soll einem zu zögerlichen Vorgehen entlang eines Hauptstranges, das eine falsche Sicherheit suggeriert, der Teppich unter den Füßen weggezogen werden? Doch solch technisch-„administrative“ Tricks wären gar nicht nötig, aufgrund des grundsätzlich überzeugenden Aufbaus sollte darauf vertraut werden, dass auch das Vertrauen des Users wächst und er/sie sich weiter hinauswagt.

Wie steht es aber nun tatsächlich um die Offenheit des Systems, die hier suggeriert werden und zu einer Erforschung „ohne Blick zurück“ anregen soll? Auch wenn es prinzipiell für unendlich viele Wege offen steht und immer wieder neue Wege entdecken, neue Geschichten erfinden lässt, sollte doch bewusst sein, dass dieser Raum möglicher Wege natürlich stark durch Entscheidungen der GestalterInnen geprägt ist: auf der einen Seite durch die Inhalte selbst und ihre Schwerpunkte, und auf der anderen Seite durch die Auswahl der Begriffe, unter denen die Verknüpfungen der Inhalte vorgenommen wird. Besonders dieser zweite Aspekt scheint mir wichtig, erscheinen diese Begriffe doch auf den ersten Blick nur als harmlose Hilfsmittel, die die Orientierung erleichtern, obwohl sie ohne Zweifel eine der stärksten Vorgaben darstellen. Diese Vorentscheidungen sind natürlich unvermeidlich, unter „Reflexionen“/Erfahrungsberichte wird darüber auch ausführlich diskutiert, ausschlaggebend ist jedoch, inwieweit die daraus resultierenden Strukturen, die den eingeschlagenen, wenn auch konkret nicht vorhersehbaren Weg entscheidend vorprägen, offengelegt oder verborgen werden. Das Fehlen einer strukturierten Gesamtübersicht über die eingesetzten Begriffe/Begriffspaare, aber auch die fehlende Offenlegung der inhaltlichen Schwerpunkte und ihres diskursiven Hintergrunds erscheinen mir in diesem Licht problematisch. Nur wenn sie offengelegt werden, werden sie angreifbar und können so problematisiert und in Frage gestellt werden.
Meine ursprüngliche Befürchtung, dass mir durch solche Festlegungen die kreative Arbeit „abgenommen“, die freie Assoziation quasi in einen maschinellen Vorgang hinein „entfremdet“ wird, hat sich allerdings nicht bestätigt. Auch wenn hier die Assoziation der GestalterInnen abgebildet und dadurch die eigene in bestimmte Geleise gelenkt wird, erscheint es doch vorerst unmöglich, sie auch nur teilweise zu ersetzen; die individuelle Assoziation wird im Gegenteil sogar eher unterstützt, angeregt, ausgeweitet – und fundiert. Allerdings fehlt ihr dort, wo sie aus Kapazitätsgründen an die Grenzen des Systems stößt und keine Weiterführung mehr möglich ist, ein wichtiger Anknüpfungspunkt: weiterführende Texte außerhalb des Systems. Die darin zum Ausdruck kommende Geschlossenheit des Systems ist aber nicht nur negativ zu sehen. Dadurch, dass sich das Projekt trotz suggerierter Entgrenzung in einem bestimmten thematischen Rahmen hält, wird die vor allem im „offenen“ Web bestehende Gefahr, dass die Verzettelung von einer produktiven zu einer unproduktiven wird, dass sie uferlos ausfranst, in hohem Maß verringert. Die Grenzen des Systems wirken also durchaus produktiv. Andererseits stört es aber, dass bestimmte Wege nicht weiterführen, ein Kompromiss könnte in der sorgfältigen Öffnung zur „Außenwelt“, zum Web bzw. gedruckten Text durch die Angabe von Links und Literatur an den offenen Enden des Systems gefunden werden, auch würde dadurch der Anspruch, sich mit anderen Medien sinnvoll zu ergänzen, an dieser Stelle eingelöst. Es ist mir bewusst, dass eine solche Erweiterung immens aufwendig wäre und dass es natürlich immer Erweiterungswünsche gibt, aber gerade an dieser Stelle erscheint mir eine Realisierung zumindest im Ansatz als sinnvoll.
Das richtige Gleichgewicht zwischen Offenheit und Geschlossenheit scheint mir überhaupt (nicht nur auf der Ebene der einzelnen Textbausteine, sondern auch auf der Ebene des Gesamtsystems) – neben der Transparenz – die entscheidende Frage zu sein. Diese Schlüsselfrage hat, soweit ich das beurteilen kann, pastperfect im Großen und Ganzen souverän gelöst.

Sonntag, 18. November 2007

Aufbau, Inhalt und Nutzung von historicum.net

Bereits der erste Einstieg über die Homepage des Fachportals historicum.net ermöglicht es den Benutzern/Benutzerinnen einen raschen Überblick über Intention und Inhalt dieser Seite zu gewinnen. Neben einem nach Schwerpunkten anordneten Überblick über die Themen als der wichtigsten Rubrik werden hier die aktuellen Neueinträge sowie einige wenige weitere Informationen präsentiert, so die mit dem Projekt verbundenen Förderer und Partner. Das daraus bereits ersichtliche Konzept wird in der über die Kopfzeile abrufbaren Beschreibung des Projekts Über uns weiter erläutert. Inhaltlich und formal lässt es sich in folgender Weise charakterisieren: Zum einen liegt der Schwerpunkt der Seite ihrer ursprünglichen Konzeption entsprechend auf der Frühen Neuzeit, wurde aber in der Folge in Richtung Zeitgeschichte auf das 19. und 20. Jahrhundert ausgeweitet. Zum anderen versteht sie sich als Plattform, als Zusammenfassung und Abstimmung verschiedener Angebote, die von den jeweils Verantwortlichen selbständig betreut werden. Diese Bündelung bietet für die am Thema Interessierten den immensen Vorteil, hier die möglichen Zugänge in konzentrierter Form vorzufinden, um sie zeitsparend und zweckmäßig nutzen zu können.

Dem übersichtlichen Aufbau entsprechend scheinen neben der Homepage vier weitere Rubriken auf, die ich kurz beschreiben will:
Wie bereits erwähnt bildet die Rubrik Themen den inhaltlichen Kernbereich der Seite und umfasst zehn Fragestellungen aus der Frühen Neuzeit, fünf aus dem 19. und 20. Jahrhundert, sowie ein epochenübergreifendes Thema. Trotz unterschiedlicher redaktioneller Betreuung wird versucht, die Themen benutzerfreundlich nach einem weitgehend übereinstimmenden Menü zu gliedern, das nach einer einführenden Kurzdarstellung zumeist (Unter-)Themen, Bibliographie und Links, je nach Umfang des Themas außerdem eine Zeitleiste, ein Lexikon bzw. Glossar und weiterführende Angaben zu Quellen, Materialien und Forschung umfasst. Bei jedem Thema finden sich außerdem Angaben über das verantwortliche Redaktionsteam. Die sorgfältige Gestaltung erlaubt dabei eine zielgerichtete Vertiefung in die jeweilige Fragestellung, wobei der Nachteil einer allzu engen Begrenzung auf eine geringe Anzahl von Themen durch einen kontinuierlichen Ausbau schrittweise beseitigt werden soll. Hervorheben möchte ich das epochenübergreifende Thema Klassiker der Geschichtswissenschaft, das nach einem einheitlichen Schema rund fünfzig Historiker durch ein ausgewähltes Zitat und Stimmen aus der Forschung vorstellt, einen kurzen Lebenslauf und eine Werkauswahl, sowie Sekundärliteratur und Links präsentiert und durch diesen kompakten Überblick eine sehr einfache und fundierte Informationsmöglichkeit bietet.
Unter der zweiten Rubrik Länder werden zehn Staaten und eine überstaatliche Region aufgelistet, wobei hier im Gegensatz zur thematischen Rubrik unter den verschiedenen Menüpunkten keine inhaltliche Behandlung, sondern ausschließlich eine systematische Zusammenstellung von Links zu finden ist. Neben Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien wird hier ein Schwerpunkt auf ost-(mittel)europäische Ländern gelegt, der vom Herder-Institut in Marburg betreut wird. Dabei bietet ein mit Ausnahme von Spanien länderübergreifend einheitliches Menü, bestehend aus den Untermenüs Themen, Materialien, Wissenschaft, Kultur und Redaktion die nötige Orientierung.
Eine ähnliche Funktion der Orientierungshilfe durch eine systematische Anordnung von Links erfüllt die Rubrik Recherche, die durch eine Aufgliederung in bestimmte Suchbereiche eine rationelle Suche ermöglicht, und den Zeitaufwand beim Auffinden der benötigten Ressourcen verringern hilft. Durch dieses einfache Hilfsmittel kann die praktische Arbeit wesentlich erleichtert werden.
Dass zu historicum.net auch ein didaktisches Konzept als dessen integraler Teil gehört, bezeugt nicht nur sein benutzerfreundlicher Aufbau, sondern explizit auch die Rubrik Lehren & Lernen. Hier wird gezielt Unterstützung für die universitäre Lehre angeboten, etwa durch Thematisierung des Arbeitens mit Archiven und Quellen, vor allem aber was den Einsatz von Computer und Internet im Geschichtsstudium betrifft. Eine umfangreiche Bibliographie zum Thema Geschichtsdidaktik rundet das Bild ab. Außerdem sind hier unter Link-Winks detaillierte Beurteilungen einzelner Online-Angebote seit dem Jahr 2000 zu finden, die chronologisch oder nach Sachbereichen geordnet angezeigt werden können. Ob zu einem bestimmten Link, das in einem anderen Untermenü von historicum.net aufscheint, eine solche Beurteilung unter dieser Rubrik existiert, ist allerdings bei dem aufscheinenden Link nicht ersichtlich. Die Möglichkeit, eine solche direkte Querverbindung zu einer eventuell vorliegenden Beurteilung herstellen zu können, würde aber dieses Instrument um einiges attraktiver machen.
Zum Schluss ist noch auf die verbundenen Projekte des Online-Journals zeitenblicke und des Rezensionsjournals sehepunkte hinzuweisen, die direkt über die Kopfzeile aufgerufen werden können, genauso wie das Portal lesepunkte – Schüler schreiben für Schüler, das in didaktischer Perspektive den Konnex zum schulischen Geschichtsunterricht herstellt.

Insgesamt ist historicum.net ein sehr übersichtlich und benutzerfreundlich gestaltetes Fachportal, das didaktisch durchdacht einen sehr pragmatischen und leicht verständlichen Zugang zu ausgewählten Themen ermöglicht. Dabei ist es nicht nur instrumentell einsetzbar, als sinnvoller Ausgangspunkt zur weiteren Recherche, sondern bietet auch direkt entsprechend aufbereitete Informationen zu den jeweiligen Fragestellungen. Zu diesem Zweck werden unterschiedliche in Eigenverantwortung gestaltete Online-Angebote sinnvoll und transparent in einem einheitlichen Konzept gebündelt. Inhaltlich bleibt historicum.net leider auf einen engen Themenkreis eingeschränkt; eine systematische Erweiterung, worauf etwa in der Rubrik Themen hingewiesen wird, erscheint daher sinnvoll.

Sonntag, 11. November 2007

Aufbau, Inhalt und Nutzung von Clio-online

Wer sich mit Geschichte auf wissenschaftlicher Basis beschäftigen und dabei die Möglichkeiten des Netzes nutzen will, der/die findet in Clio-online ein zentrales Internet Fachportal vor, das Zugang zu umfangreichen Online-Ressourcen, aber auch die Möglichkeit zu fachlicher Kommunikation bietet. Grundlage dieses Fachportals ist der Zusammenschluss von in diesem Bereich führenden Institutionen in Deutschland, was dem Nutzer/der Nutzerin bereits vorweg einer gewisse Sicherheit gibt, hier die erforderlichen Ressourcen in der nötigen Breite zur Verfügung gestellt zu bekommen – allerdings auf Deutschland beschränkt.
Für den Zugriff auf das Angebot der Seite gibt es zwei mögliche Wege, die allerdings nur zum Teil die gleichen Inhalte erschließen. Bei einem Ersteinstieg empfiehlt sich der Zugang über die Rubrik Über Clio - Projekt, wo die Nutzungsmöglichkeiten systematisch aufgelistet werden. Da mir die Seite bisher nicht bekannt war, habe ich mich vorerst an dieser Möglichkeit orientiert. Allerdings kann über diesen Weg nicht auf alle Inhalte zugegriffen werden, ergänzend dazu muss der direkte Weg über die in der Hauptleiste aufscheinenden neun Rubriken gewählt werden. Der geübte User wird wohl in den meisten Fällen diesen direkten Zugang wählen, ausgenommen in jenen Fällen, in denen bestimmte Inhalte wiederum von dieser Seite her nicht zugänglich sind. Aus der Sicht der Erstnutzung würde es einiges zur Übersichtlichkeit beitragen, wenn beide Zugangsmöglichkeiten in Inhalt und Reihung weitgehend zur Deckung gebracht werden könnten.

Als erster Teilbereich wird in der genannten Rubrik das Modul Fachkommunikation und -information angeführt, das den Zugang zu drei Fachredaktionen in Berlin, Potsdam und Leipzig beinhaltet, die unterschiedliche Themenschwerpunkte abdecken. Darin können für das jeweilige Gebiet spezifische Informationen über Projekte, Tagungen, Termine, Rezensionen, Websites, Zeitschriften, Foren und Serviceleistungen, die bis zur Wohnungs- und Jobsuche reichen, abgefragt aber auch ausgetauscht werden, oder es kann nach bestimmten Institutionen, Personen, Themen und Quellen gesucht werden.
Das unter der Bezeichnung Elektronisches Publizieren angeführte Teilprojekt verfolgt die Absicht, die in der Wissenschaft noch weit verbreiteten Vorbehalte gegenüber dieser Form der Veröffentlichung abzubauen und technische Grundlagen für die Behebung eventueller Defizite zu entwickeln. Zu diesem Zweck werden beispielhaft drei Publikationsreihen im Volltext zugänglich gemacht, sowie verschiedene Informationen über das Projekt Clio-online selbst.
Eine Metasuchmaschine bietet die Möglichkeit zur parallelen Recherche in einer Vielzahl unterschiedlicher Datenbanken und die einfache Weiterverwendung der dabei erzielten Suchergebnisse. Komplexe Suchprozesse können dadurch entsprechend vereinfacht werden.
Eine eigene Suchmaschine wird für online verfügbare Rezensionen zur Verfügung gestellt, wobei die Angabe von Kooperationspartnern und Zeitschriften Information über die Ausgangsbasis bietet. Allerdings sollte diese Möglichkeit nur komplementär zu gedruckten Besprechungen gesehen werden, für deren Recherche die IBR (Internationale Bibliographie der Rezensionen) empfohlen wird. Ob Rezensionen nun über diese Zugänge, über die oben angeführten Fachredaktionen, über die Metasuchmaschine durch Zugriff auf die Rezensionsdatenbanken, oder aber über die dazu im Webverzeichnis angeführten Zeitschriften gesucht werden, hängt wohl von der spezifischen Suche ab, hier ist sicher einige Erfahrung notwendig.
Eine zentrale Bedeutung bei der Nutzung der Seite muss sicher den Verzeichnissen zugemessen werden, für die auch in der Hauptleiste jeweils eine eigene Rubrik eingerichtet ist, und hier vor allem dem Web-Verzeichnis, über dessen Aufbau und Nutzung ausführlich informiert wird. Hier können unter bestimmten Kategorien und Unterkategorien und mithilfe von Suchbegriffen gezielt Links aus einem Gesamtangebot herausgefiltert werden, das bereits einer qualitativen Vorauswahl unterzogen und mit entsprechender Kurzinformation zu jedem Link versehen wurde. Über ein entsprechendes Formular können außerdem vom User selbst entdeckte Links zur Aufnahme in das Verzeichnis vorgeschlagen werden. Diese breite Vorschlagsmöglichkeit bietet in Kombination mit der qualitativen Prüfung die Voraussetzung dafür, dass hier tatsächlich ein sehr brauchbarer Zugang zu geschichtswissenschaftlich interessanten Links gewährleistet wird.
Die anderen Verzeichnisse betreffen unterschiedliche Arten von Institutionen, weiters Forscher und Forscherinnen, die sich hier einer breiteren Fachöffentlichkeit vorstellen können, sowie verschiedene Serviceangebote, die unter der Rubrik Chancen zusammengefasst werden.
Clio-online bietet außerdem die Möglichkeit einer Personalisierung, wodurch E-Mail-Beiträge aus den angeführten Fachredaktionen direkt bezogen oder fachliche Informationen über die eigene Person im Verzeichnis Forscher/innen sichtbar gemacht werden können.

Zwei Teilbereiche sind nur direkt über die Hauptleiste zugänglich, einmal der Findmittelkatalog, der eine Suche in Archivbeständen, differenziert nach Epochen und Regionen ermöglicht, zum anderen eine Reihe von Überblicksartikel, die unter der Rubrik Guides übergreifende, regionale und thematische Fragen behandeln. Dabei eröffnen zum Beispiel die regionalen Guides eine über Deutschland hinausgehende Perspektive, indem sie zu einzelnen Ländern einen äußerst informativen Überblick, aber auch einige detaillierte Informationen zu verfügbaren Online-Ressourcen bieten, was sie zu einem geeigneten Einstieg in die jeweilige Thematik macht. Eine Erweiterung der noch sehr wenigen Themen und Länder wäre daher äußerst wünschenswert.

Obwohl ein erstes Kennenlernen von Clio-online vorerst nur eine umrisshafte Skizzierung und Beurteilung ermöglicht, scheint mir diese Seite trotz ihrer Zentrierung auf Deutschland ein ausgezeichneter Einstieg zu sein, um als Geschichtsstudent/-in einen Zugang zu den Möglichkeiten des Netzes zu gewinnen – Möglichkeiten, die allerdings erst durch die praktische Anwendung wirklich sichtbar gemacht und ausgeschöpft werden können.

Montag, 29. Oktober 2007

Beurteilung der Seite „Europaquellen“

Eine Zuordnung der Seite „Europaquellen“ und ihres Inhalts ist für den Benutzer leicht möglich, da das verantwortliche Autoren-Kollektiv angegeben, die institutionelle Anbindung (Universität/Institut) nachvollziehbar und der Anlass des Projekts, seine Förderung, Leitung und Aufgabenverteilung aus der Projektbeschreibung ersichtlich ist. Zitierhinweise werden bei den einzelnen Titeln gegeben. Dass Interessen außerhalb von Forschung und Lehre bedient werden, ist nicht feststellbar – sieht man vom Verkaufsinteresse des Verlages für das angeführte Buch ab.
Die Texte sind dem Medium entsprechend aufbereitet, der modulare, fragmentierte und vernetzte Aufbau, der Querverbindungen ermöglicht und gegenüber ergänzenden neuen Inhalten prinzipiell offen ist, gibt der Seite den Charakter von Hypertext, Umfang und Art der einzelnen Artikel und Essays vermitteln insgesamt aber den Eindruck einer Mischform. Durch Verwendung der Farbe blau wird eine Assoziation mit der EU hervorgerufen, die eine Rezeption im Sinne einer gesamteuropäischen Identifikation nahe legt. Dem Konzept der Seite entsprechend sind die Quellen genau dokumentiert, entsprechende Bibliographien und Fußnoten finden sich bei den einzelnen Artikeln und Essays, außerdem werden Lebenslauf und Werkverzeichnis der Autoren angeführt. Ein Stichwort- und Personenverzeichnis ist wie eine Zeitleiste Teil des Datenbanksystems, eine vergleichbare Funktion über Entstehungsorte fehlt allerdings, auch auf eine Erläuterung von Spezialbegriffen (Glossar oder Datenbank) wird verzichtet.
Die angewandte Methodik, deren Ergebnis in den „Quellenautopsien“ vorliegt, wird hinsichtlich Ermittlung und Aufbereitung der Quellen ausführlich und systematisch erläutert, auf weiterführende theoretische Ausführungen über den Forschungshintergrund wird aber, wahrscheinlich aus Gründen der Übersichtlichkeit, verzichtet. Inwieweit hier ein neuer Forschungsansatz verfolgt oder auf den etablierten wissenschaftlichen Konsens gesetzt wird, kann ich daher nicht beurteilen. Obwohl über gleichartige Web-Projekte eine Verbindung zur Ludwig-Maximilians-Universität München ersichtlich ist, ist darin noch keine Einbindung in einen wissenschaftlichen Dialog mit anderen Seiten zu sehen. Rezensionen der Seite konnte ich über gängige Fachportale keine ausfindig machen, auch unter „Medienecho“ fehlen Einträge, zum Begleitbuch kann allerdings auf eine Rezension in einer Zeitschrift zugegriffen werden. Wann die Seite erstellt, in ihrem Kernbereich abgeschlossen und zuletzt geändert wurde, wird zwar angegeben, Hinweise auf eine laufende technische Wartung und inhaltliche Aktualisierung fehlen allerdings. Zur Schaffung eines „Wissensraums“ wird hauptsächlich eine Binnenverlinkung zwischen den einzelnen Artikeln und zu den Quellen eingesetzt, aber auch externe Links verwendet, außerdem wird das multimediale Potenzial dem Zweck entsprechend durch Verwendung bildlicher Quellen genutzt.
Logische und inhaltliche Struktur entsprechen einander, die recht einfache Eingangsseite, die farbliche Gestaltung – etwa der unterschiedliche Hinweis auf Bildquelle oder Originaltext – und die verwendeten Formen tragen zur Übersichtlichkeit und Orientierung bei. Gravierende Fehler sind im Bereich externer Links festzustellen, eine Reihe von Seiten kann nicht mehr gefunden werden, sogar einer der fünf Europa-Links funktioniert nicht mehr, was auf mangelnde technische Wartung schließen lässt – außerdem hat sich bei einer bildlichen Quelle ein kleiner Programmierfehler eingeschlichen: „Fenster schließen“ funktioniert nicht. Die Lesbarkeit ist trotz kleiner Schriftgröße und dichter Schreibweise gegeben, bei genauerem Lesen empfiehlt sich aber ein Ausdruck, der trotz Fehlens einer expliziten Druckfunktion möglich ist. Die angegebenen Web-Adressen, etwa bei den Europa-Links, sind inhaltlich aussagekräftig, Probleme mit Ladezeiten oder Flash-Animationen gibt es nicht. Werbung scheint auf der Seite selbst keine auf, nur beim Öffnen der Seite erscheint ein Pop-Up, auf dem Klingeltöne und Gratisspiele fürs Handy angepriesen werden (wurde das absichtlich eingebaut?) Für ein mögliches Feedback steht ein eigenes Formular zur Verfügung.

Insgesamt kann der Seite trotz einiger Mängel (vor allem bei der externen Verlinkung) eine hohe Qualität und Zuverlässigkeit bescheinigt werden, die ihre fachspezifische Verwendung in Forschung und Lehre als sinnvoll erscheinen lässt. Allerdings scheint die Seite bei den einschlägigen Fachportalen – vielleicht wegen ihres sehr speziellen Inhalts – noch wenig Beachtung gefunden zu haben.

Kapitel 2.4. „E-Medienkompetenz / e-media literacy“ aus: „E-Learning Geschichte“ (Zusammenfassung)

Im Hinblick auf die Herausforderungen, die die digitalen Medien für die Geschichtswissenschaft laufend hervorbringen, erscheint es zweckmäßig, den häufig und oft sehr unspezifisch verwendeten Begriff der Kompetenz aufzugreifen und vor allem fachwissenschaftlich – aber auch bezogen auf mehr allgemeine Fähigkeiten – zu konkretisierten. Ausgehend von einem philosophisch geprägten Begriff der „kommunikativen Kompetenz“ und einem damit verbundenen demokratischen Lehr-/Lernkonzept wird vor allem deren dynamischer und pragmatischer Aspekt hervorgehoben, wodurch die elektronischen Medien verstärkt als Werkzeuge erkennbar werden, die weniger Wissensvermittlung als das Erlernen ihrer Handhabung erfordern, welche selbst wieder je nach eingebrachter Intensität und Kritik weiter differenziert werden kann. Gegenüber einer zu starken Betonung der technischen Seite geht es hier primär um die grundlegende Fähigkeit der Einordnung von Information, um die Aufschlüsselung ihrer Herkunft, wodurch in einem pädagogischen Modell gegenüber den technischen und reflexiven Momenten der Handhabung mehr die kulturellen und sozialen Momente in den Vordergrund treten, die Vertrautheit mit ästhetischen und gesellschaftlichen Codes und das sinnvolle Eingehen auf überbordende Angebote.
Die Geschichtswissenschaft hat in einer von Offenheit und noch ausstehender Entfaltung des Mediums geprägten Übergangsphase, die Anlass zu utopischen Hoffnungen und Konzepten gibt, aber auch den Begriff der E-Medienkompetenz weitgehend offen lässt, auf ihr bewährtes fachwissenschaftliches Programm und deren Anforderungen abzustellen, die Medien in dieser Hinsicht zu bewerten und das Web aufzuschlüsseln, wobei social software und semantic web Ansatzpunkte für neue Lehr-/Lernszenarien bieten. Im Rahmen eines breiteren Diskurses über die Verwendung der Neuen Medien und des dabei auftretenden digital divide, der auch Genderkompetenz ansprechen muss, ist eine neue, mehr nachfrageorientierte Lernkultur nachhaltig – im Sinne von change management – zu entwickeln, die technische, reflexive und soziale, sowie die selbständig-individuelle Handhabung und die Einbindung personalisierter Lernumgebungen betreffende Aspekte umfasst.

Aus der Perspektive der Geschichtswissenschaft erweist sich die mediale Herausforderung weniger als ein neuer turn, eher als ein Drall, der es ihr erlaubt, vorangegangene turn’s in sich aufzunehmen. Im Mittelpunkt steht hier der grundlegende Wandel in den historiographischen Arbeitsbedingungen mit seinen Auswirkungen auf Quellengrundlage, Autorschaft und Narration, woraus sich neue Möglichkeiten forschungsgeleiteter Lehre unter Verbindung von Wissensaneignung und -anwendung eröffnen. Aufgrund fehlender Standardisierung besteht die Herausforderung dabei vorerst in der Bewertung von Netzinhalten und der Klärung ihrer Entstehung, wofür Geschichtswissenschaft durch entsprechend angepasste Quellenkritik und kritische Analyse gerüstet scheint.
Das hierfür ausgearbeitete, fachspezifisch ausgerichtete Modell von Peter Haber und Jan Hodel versucht E-Medienkompetenz durch die Verbindung von historischer Verortung und didaktischem Konzept zu befördern, durch die überfällige Modellierung bisheriger Methoden, aber auch die laufende Erforschung und Vermittlung neuer Möglichkeiten. Bei der geschichtswissenschaftlich abgestimmten Bewertung von E-Learning-Angeboten und den zugrunde liegenden Technologien geht das didaktische Konzept von bestehenden Strukturen in Forschung und Lehre und einem spezifischen Kompetenzbegriff aus, um die historische Online-Kompetenz anhand von Teilkompetenzen zu verdeutlichen: so wird unter „Lesen“ eine kritische Informationskompetenz verstanden, die Recherche, kritische Überprüfung, auch hinsichtlich Relevanz, Quellenkritik, Beurteilung von Urheberrechtsfragen und Kenntnis wichtiger Akteur/e/innen und ihrer Interessen umfasst, unter „Schreiben“ der trotz seiner zentralen Bedeutung sträflich vernachlässigte Aspekt von Narrativität einschließlich neuer Formen, und unter „Reden“ – jenseits herkömmlicher Lernplattformen – die Hinwendung zum wissenschaftlichen Diskurs mit potentieller Partizipation.

Bereitet die Kurzfristigkeit fachspezifischer E-Medienkompetenz, die zu laufender Beobachtung und Bewertung zwingt, und nur aufgrund professioneller Abstimmung entsprechende Lernkonzepte möglich macht, gewisse Schwierigkeiten, so kann doch die damit verbundene Experimentierfreude und Kreativität, bei entsprechender Begleitung durch die Lehrenden – wobei die Entstehung von Information und Wissen in den Vordergrund, die technische Seite aber zusehends in den Hintergrund tritt – zur kompetenten Nutzung und Reflexion der neuen Möglichkeiten durch die Lernenden beitragen, die sich solcherart in diesem Feld zunehmend als Handelnde begreifen können.

Sonntag, 21. Oktober 2007

Wolfgang Schmale, Martin Gasteiner, Jakob Krameritsch, Marion Romberg: E-Learning Geschichte (Zusammenfassung)

E-Learning im Fach Geschichte und die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts

Vor dem Hintergrund eines tiefgreifenden kulturellen, von der Auflösung stabiler Gebundenheiten bestimmten Veränderungsprozesses sieht sich das wissenschaftliche Geschichtsstudium vor eine doppelte Herausforderung gestellt: einerseits der unter dem Begriff Bologna-Prozess bekannten Vereinheitlichung des europäischen Hochschulraumes, andererseits einer radikalen Veränderung des Kommunikationssystems der Geschichtswissenschaft durch die elektronischen Medien. Hier setzt nun E-Learning an, das sich die Vermittlung von kompetentem Wissensmanagement zur Aufgabe macht.

E-Learning

Die vielfältigen Formen von E-Learning sind trotz aller Euphorie vorerst nüchtern auf ihren Nutzen hin zu untersuchen. Hierbei kann von einer Differenzierung nach didaktischen oder medientechnischen Gesichtpunkten ausgegangen werden, wobei eine Verbesserung von Diskurs und Lernprozess im Mittelpunkt des Interesses zu stehen hat. Webbasierte Lernobjekte können danach differenziert werden, inwieweit eine Einbindung in die Lehre notwendig ist. Die erforderliche, hauptsächlich fachspezifische Medienkompetenz zu erwerben, hat dabei oberste Priorität.

Strategische Optionen

Hochschulstrategien zur verstärkten Implementierung digitaler Medien nehmen an Bedeutung zu. Dem wird aktuell durch den Einsatz von LMS mit unterschiedlich starker Einbindung der Lernenden begegnet, die sinnvolle Kombination von Online- und Präsenzphasen zeigt sich im konkreten Beispiel als entscheidend. Angesichts ihrer begrenzten Nutzungsmöglichkeiten wird als Alternative das stufenweise anspruchsvoller einsetzbare IGL angeführt. Das Potential der neuen Medien loten aber erst CMS aus, je nach dem Grad der kollektiven Ausweitung wird dabei deren immenses Potential, aber auch Risiko sichtbar. *)

Webbasierte Lernobjekte im Fach Geschichte

Primäre webbasierte Lernobjekte ermöglichen durch ihre Ausgestaltung einen selbstorganisierten Lernprozess, der weitgehend vorgegeben, ein sehr spezifisches Teilgebiet betreffen, aber auch mittels Hypertext sehr offen – mit den entsprechend potenzierten Möglichkeiten und Gefahren – sein kann. Qualitätskriterium bleibt in jedem Fall, inwieweit eine Anregung der Lernenden zur aktiven Nutzung gelingt. Bei sekundären und tertiären Lernobjekten ist dagegen die optimierte didaktische Einbindung bei der erfolgreichen Vermittlung entsprechender Kompetenz ausschlaggebend.

Die hohe Kunst des E-Learning: Das Bauen hypertextueller Gebilde

Obwohl Hypertext einer komplexen und sich ausweitenden Erzählung gleichkommt und dabei nicht nur Inhalte, sondern auch Beteiligte miteinander vernetzt, wird dieses Potential bei der Arbeit mit wissenschaftlichen Inhalten noch kaum genutzt. Gelingt es, die nötige Prägnanz und kohäsive Geschlossenheit der Bausteine und deren sinnvolle Verknüpfung zu verwirklichen, werden diese Möglichkeiten erst sichtbar, nicht zuletzt im Hinblick auf wissenschaftliche Zusammenarbeit. Mündiges Individuum und direktes Gespräch werden dadurch nicht zurückgedrängt, sondern befördert.

Persönlicher Kommentar

Sehr spannend habe ich die Verbindung von praxisnahen Beispielen mit gesellschaftlichen Hintergründen und langfristigen Entwicklungen gefunden. Dadurch ist es nicht nur möglich, den aktuellen Diskussionsstand hinsichtlich E-Learning, sondern auch seine Einordnung in ein erweitertes gesellschaftliches Umfeld und die Zugangsweise der Autoren/innen abzuschätzen. Hinsichtlich der negativen Seiten der neuen Medien könnte dieser Teil sogar noch ausgebaut werden, nicht um einem Kulturpessimismus zu frönen, sondern um wirksame Gegenstrategien zu entwickeln.


*) Abkürzungen: LMS Lernmanagementsysteme; IGL Internetgestützte Lehre; CMS Content Management Systeme

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